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Hintergrundinformation Kamasutra
Was ist eigentlich das Kamasutra?
Was um etwa 250 bis 300 n. Chr. geschrieben wurde, ist im Moment angesagt wie nie zuvor: das Kamasutra. Der Ratgeber zum Thema Liebeskunst des Inders Vatsyayana Mallanaga mit seinen detaillierten Beschreibungen und ebensolcher Abbildungen treibt auch heute noch so manchem die Schamesröte ins Gesicht.
Das Kamasutra wurde ursprünglich in Sanskrit geschrieben und erst im Jahre 1884 von Sir Richard Burton ins Englische übersetzt. Im Wesentlichen war das Kamasutra zunächst nicht nur eine Anleitung zu diversen sexuellen Praktiken, sondern sollte auch die ethischen Bedingungen der Liebe und des sozialen Zusammenlebens regeln. Als Basis diente hierzu der indische Glauben, dass der Erwerb dreier Grundpfeiler im Leben wichtig sind: das spirituelle Wohl, das materielle Wohl und der sinnliche Genuss (Dharma, Artha, Kama). Für alle, denen das jetzt hier schon zu theoretisch ist, haben wir an dieser Stelle einen Tipp. Auf der Erdbeerlounge findet ihr einen tollen Artikel über das Kamasutra. Hier gibt es ausführliche Stellungen in Wort und Bild, die sehr anschaulich erklärt und somit ideal zum Nachmachen sind. Alle anderen erfahren jetzt noch ein bisschen mehr zur Entstehungsgeschichte des wahrscheinlich zweitbekanntesten Buches der Welt.
Im Laufe der Jahre wurde übrigens von Neuauflage zu Neuauflage immer mehr erotisches Bildmaterial hinzugefügt, um die Verkäufe anzukurbeln. So wurden die Texte immer kürzer und die optischen Anleitungen immer vielfältiger – was dem Kamasutra vollkommen zu Unrecht den Ruf eines pornografischen Werks eingebracht hat. Vatsyayana ging es in der Hauptsache nicht um Sex, sondern gegen die Doppelmoral und Scheinheiligkeit der indischen Höflinge. Dennoch kann man eine ganze Menge nützliches auch heute noch aus dem Kamasutra entnehmen. Es ist in 36 Kapitel (Adhyaya) unterteilt, die sich neben Sex auch mit Liebe und Beziehungen beschäftigen. Wie beschert man sich selbst und dem Partner körperliche Freuden, wie findet man gemeinsam Erfüllung in der Liebe? Und das Ganze nicht nur hinsichtlich körperlicher Belange, sondern auch geistiger. Vatsyayana beschäftigt sich im Kamasutra mit dem gesamten Beisammensein von Mann und Frau, insbesondere auf spiritueller und seelischer Ebene.
Inwiefern die meist recht kompliziert anmutenden Stellungen des Kamasutra in heutige Betten übertragbar sind, bleibt jedem selbst überlassen. Wer also die Stellung der Gefährtin des Indra, den eingeschlagenen Nagel, den gespaltenen Bambus oder die Zange beim Sex erleben möchte, dem wird ein bisschen Gelenkigkeit und Sportlichkeit wird beim Ausprobieren sicher nicht schaden. Viele der Stellungen sind in der Praxis nur schwer möglich. Sie dienen keinem schnellen befriedigendem Liebesakt, sondern der tiefen geistigen Vereinigung von Mann und Frau. Als ebenso wichtig wie der Sex selbst wird im Kamasutra die Zeit nach dem Sex bewertet. Gerade in der heutigen Zeit ein heißes Eisen: Männer schlafen binnen Sekunden seelig ein, Frauen wollen kuscheln oder gar reden. Vatsyayana hielt es für wichtig, dass sich die Partner auch nach dem Akt nah sein wollten und empfiehlt im Kamasutra, sich nach dem Liebesspiel sich über dieses auszutauschen und offen zu sagen, was daran gefallen beziehungsweise auch missfallen hat. Abschließend kann man festhalten, dass das Kamasutra keine schmierige Anleitung zu möglichst ausgefallenen Praktiken ist, sondern ein Leitfaden der Liebe, dessen Lehren sich um das Wohlergehen beider Partner drehen.
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